Brustkrebs und der Mythos der 5 Jahre Überlebensrate
Mark Twain sagte: „ Es gibt 3 Arten der Lüge - Lügen, gottverdammte Lügen und Statistiken.“
Dieser Blogbeitrag basiert auf dem Newsletter Breast Cancer & the 5-Year Survival Rate Myth von Michael Greger M.D. FACLM March 5th, 2018 Volume 40
- mit eigenen Schlussgedanken
Während seiner Kandidatur für das Präsidentenamt der Vereinigten Staaten von Amerika, startete der ehemalige Bürgermeister von New York Rudy Giuliani eine Kampagne, in welcher er den Kontrast der Überlebenschance von Prostata Krebs Patienten in den USA (82 % ) mit der gleichen Chance des Überlebens von Prostata Krebs in England hervorhob.
Nur 44 % der Patienten unter staatsintervenierten Medizin überlebten Prostata Krebs, während sie (in England) keine routinemäßigen PSA-Tests für Prostata Krebs haben.
Für Giuliani bedeutete das, dass er sich glücklich schätzen konnte in New York zu leben (besser als in Old York), weil seine Chance Prostata Krebs zu überleben schien doppelt so hoch (in den USA) zu sein.
Allerdings, trotz des imposanten Unterschieds in der 5 Jahres Überlebensrate, ist die Rate der Sterblichkeit (der Anzahl der Männer die aufgrund von Prostata Krebs, als Ursache, gestorben sind) in den USA und Großbritannien in etwa die Gleiche .
Warten Sie mal: WAS, wie bitte?
PSA-Tests erhöhen doch die Überlebensrate von 44 % auf 82 %, wie wir soeben gelesen haben!
Wieso ist das kein Beweis, dass Screenings oder Vorsorgeuntersuchungen Leben retten?
Genau aus zwei Gründen… der Vorlaufzeit-Verfälschung (lead time bias) und der Überdiagnose (Verzerrung)!
Sehr oft schon wurde von der Überdiagnose-Verzerrung gesprochen, wo Krebs in Vorsorgeuntersuchungen oder Screenings festgestellt wurde, der eigentlich niemals zu einem Problem geworden wäre.
Ohne das Screenings, sagen wir, leben von 1.000 Menschen mit fortschreitendem Krebs, nach 5 Jahren noch 400 Patienten - also beträgt die 5 Jahres Überlebensrate, ohne Screenings, nur 40 %.
Wenn wir jedoch durch Screenings zusätzliche 2.000 Krebsfälle „überdiagnostizieren“ ( Wir entdecken also Krebs bei einem Menschen, der niemals ein Problem damit gehabt hätte, wenn er nicht entdeckt worden wäre, weil der Krebs stagnieren oder sogar von allein wieder verschwinden würde und da dieser Krebs ja dann „harmlos“ wäre, würden nach 5 Jahren natürlich alle Betroffenen noch am Leben sein - vorausgesetzt die unnötigen Krebsbehandlungen wie Chemotherapie, Strahlentherapie und/oder Operationen hätten die Patienten nicht umgebracht.)
dann haben wir plötzlich unsere 5 Jahres Überlebensrate mehr als verdoppelt, auch wenn in beiden Fällen die Anzahl der Menschen, die an Krebs gestorben sind (400), gleich geblieben ist.
Das ist eine Methode, wie Veränderungen der Überlebensrate mit Screenings nicht mit der eigentlichen Todesrate, aufgrund Krebserkrankungen, in Verbindung stehen oder korrelieren. Oder einfacher gesagt, wie man eine Statistik "schön färben kann".
Die andere Methode ist die Vorlaufzeit-Verfälschung.
Und so arbeitet diese. Stellen Sie sich eine Gruppe von Patienten vor, bei denen Krebs aufgrund ihrer Symptomatik in einem Alter von 67 Jahren diagnostiziert wurde. Alle von ihnen sterben im Alter von 70 Jahren. Also überlebte jeder Patient lediglich 3 Jahre, demnach ist die 5 Jahres Überlebensrate gleich 0 - richtig?
Jetzt stellen Sie sich vor, dass die gesamte Gruppe sich einen Screnning, einer Krebsfrüherkennung, unterzogen hat. Screenings führen, laut Definition, zu einer frühen Diagnose. Stellen Sie sich also vor, dass mittels Screening der Krebs bei jedem Patienten im Alter von 60 Jahren bereits festgestellt wurde. Stellen Sie sich weiter vor, dass trotzdem alle Patienten im Alter von 70 Jahren an Krebs gestorben wären. In diesem Szenario überlebten alle Patienten die ersten 10 Jahre nach der Anfangsdiagnose Krebs, also ist die 5-Jahres-Überlebensrate für diese Gruppe nun 100 %. Die Überlebensrate stiegt von 0 auf 100 %.
Rufen Sie die Morgenpost an - das ist eine Schlagzeile wert! ;-)
Mit diesen neuen Screeningtests passiert das wirklich. In solchen Fällen passierte es dann aber auch, dass die Patienten zusätzliche 7 Jahre wegen Krebs behandelt werden - was, wenn überhaupt etwas passiert, dann nur ihre Lebensqualität reduzierte. (Wer schon einmal Chemotherapie oder Bestahlung bekommen hat, weiß wovon ich spreche - sehr persönliche Anmerkung)
Das ist die zweite Möglichkeit, wie die Veränderung der Überlebensrate, durch Screenings, nicht mit der eigentlichen Todesrate durch Krebs korreliert.
Praktisch ist die Korrelation gleich Null!
Es gibt keinerlei Verbindung zwischen der „Erhöhung der Überlebensrate“ und der „Senkung der Sterblichkeitsrate“.
Darum würde auch die Nutzung der „Überlebensratestatistik“ zum bewerten des Vorteils von Screenings, einen lebenslangen Award in der Kathegorie "irreführende Statistik" spielend gewinnen, sollte es einen OSCAR dafür geben. Es gibt keine Möglichkeit die Vorlaufzeit-Verfälschung und die Überdiagnose-Verzerrung von den Screening-Überlebensdaten zu entwirren. Das ist auch der Grund warum Statistiken völlig wertlos sind, wenn es um Screeningergebnisse geht.
Aber genau das sehen Sie in der Werbung und den Merkblättern der meisten Krebsorganisationen. Das ist es, was Sie von den Politikern immer wieder hören, wenn sie die Vorzüge des Screenings preisen. Sogar Krebsforschungszentren und Krebsforschungsuniversitätskliniken versuchen die Öffentlichkeit so zu täuschen.
Wenn Sie niemals von der Vorlaufzeit-Verfälschung gehört haben, machen Sie sich bitte keine Sorgen, denn Sie sind nicht allein. Ihr behandelnder Arzt hat vielleicht auch noch nicht davon gehört, 45 von 65 Ärzten (stellten Befragungen in den USA fest) wußten nicht, was eine Vorlaufzeit-Verfälschung ist. Und wenn man die verbleibenden 11 Ärzte frage: „Ok, was ist Vorlaufzeit-Verfälschung genau?“ wußte lediglich einer es richtig zu erklären.
Also wissen Sie an der Stelle meines heutigen Beitrages schon mehr als 97 % der Ärzte.
Um fair zu bleiben, vielleicht kannten die meisten nur die Bezeichnung nicht, wußten aber was Vorlaufzeit-Verfälschung ist?
Yeap!
Die Mehrheit der Hausärzte wußte nicht welche Screeningstests zuverlässige Aussagen trafen und welche Screenings funktionierten. Sie würden auch 3 mal mehr einen Krebs-Vorsorge-Test, basierend auf unerheblichen Aussagen, empfehlen, als einen Test der die Krebssterblichkeit um nur 20 % senkt.
Wenn sogar Ärzte nicht einmal den Schlüssel der Krebsstatistik verstehen, wie können sie dann ihre Patienten beraten?
Zusatz mit eigenen Überlegungen:
Lassen wir die Statistik einmal aussen vor und nehmen nur die Krebs-Vorsorge-Untersuchungen. Derzeit sehe ich persönlich keinerlei Sinn in solch einer Vorsorgeuntersuchung, denn alles was den Patienten, bei einem möglichen positiven Befund, erwartet, ist eine 100 % tige Verschlechterung seines Lebens. Von jetzt auf gleich wandelt er sich von einem gesunden Menschen in einen behandlungswürdigen Patienten, bei dem (in der Regel) sofortiges Handeln angesagt ist - denn schon Morgen kann es zu spät sein. Was nichts anderes bedeutet, als das er ab sofort in den Fängen der Medizin sich befindet, die ihm jegliche Entscheidung abnimmt und ihm das Beste angedeihen lässt, was sie derzeit zu bieten hat - Chemotherapie, Bestrahlung, Operation. Allein die Diagnose, der Befund und dasdamit verbundene "Kopfkino" können dafür sorgen, dass die Vorstufe des Krebses, der bis dahin völlig harmlos vielleicht gewesen ist, anfängt zu wachsen - die Psyche spielt bei der Krankheit Krebs eine nicht zu unterschätzende Rolle. Glauben Sie mir, ich weiß wovon ich spreche!
Dabei, wir erinnern uns, gibt es eine Menge positiver Befunde bei der Vorsorge, die nicht behandlungswürdig sind, weil sie so oder so von allein wieder verschwinden würden.
Allerdings, das stelle ich nicht in Abrede, kann sich aus einem früh entdeckten Stadium eines Krebsgeschehens auch ein manifestierter, schnell sich ausbreitender, aggressiver Krebs entstehen - dann wäre es gut, wenn man in solch einem frühen Stadium bereits sinnvolle Gegenmaßnahmen ergreift. In seinem Buch China Study berichtet T. Colin Campbell davon, dass ein frühes Stadium des Krebses Foci genannt wird. Das ist das Stadium, wo man schon sehen kann, dass ein Krebsherd vorhanden ist, es sich aber eben erst um ein sehr frühes Stadium handelt. In diesem Stadium, so zeigten wissenschaftliche Studien, kann man mit einer Ernährungsumstellung, von einer krankmachenden westlichen Standarternährung, die viele tierische Produkte, Fett, Zucker und industriell verarbeitete Nahrungsmittel enthält, auf eine gesündere vollwertige, rein pflanzen-basierte, fettarme Ernährung in Verbindung mit einer Lifestyleänderung die meisten Krebsarten daran hindern aus dem Frühstadium weiter voran zu schreiten. Auch für einen Patienten, dessen Krebsgeschehen sowieso sich von allein wieder erledigt hätte, ohne weiteres Zutun, wäre eine Ernährungs- und Lifestyleänderung auf keinen Fall mit Nachteilen verbunden.
Wenn die Schulmedizin und eine Vielzahl von Heilpraktikern also die Ergebnisse einer Krebsvorsorgeuntersuchung auf die Art, als Krebsprävention und Anlass seine Gewohnheiten zu überdenken und zu ändern, nutzen würde - dann wäre auch ich davon überzeugt, dass Krebsvorsorgeuntersuchungen Leben retten könnten.
Solange dies aber nicht geschieht, kann ich persönlich keinerlei Vorteil in einer Krebsvorsorgeuntersuchung nach dem Gießkannenprinzip sehen.
Wichtiger als eine generelle Krebsvorsorgeuntersuchung ab einem bestimmten Alter oder nur weil Sie weiblichen Geschlechts sind wäre es aus meiner Sicht, das generelle Risiko einen Krebs zu entwickeln in der gesamten Bevölkerung zu senken, unabhängig davon ob jemand ein erhöhtes Risiko (vielleicht aufgrund seiner Gene) hat oder nicht, denn eine generell gesündere Lebensweise - zu der nunmal eine vollwertige, pflanzen-basierte, fettarme Ernährung gehört - hat für jeden Menschen, in jedem Lebensabschnitt nur Vorteile.