Die Cholesterinlüge?
Die Cholesterinlüge?
oder
Woher wissen wir eigentlich, dass Cholesterin Herzkrankheiten begründet?
Immer wieder erscheinen in Illustrierten, in Dokumentationen im TV oder Radio Beiträgen, die sich mit dem „Mythos vom schlechten Cholesterin“ beschäftigen und die sich gern den Anschein, von seriös recherchiert und wissenschaftlich fundiert zu sein, geben.
Dadurch habe auch ich in meiner Praxis öfter mit Patienten zu tun, die meine warnenden Worte über ihren „zu hohen Cholesterinspiegel“ anzweifeln oder ihre chronische Herzerkrankung (und andere Erkrankkungen) nicht im Zusammenhang mit dem seit Jahren erhöhten Cholesterin bringen können/wollen - auch weil ihr Hausarzt sie noch nie auf ein zu hohes Cholesterin angesprochen hat oder weil sie eben solch einen Artikel, solch eine Art Dokumentation im Fernsehen gesehen haben, die sie mit mehr Fragen als Antworten zurück gelassen haben.
Daher ist es wohl eine berechtigte Frage, woher wir eigentlich wissen, dass ein zu hohes Cholesterin Herzkrankheiten und andere chronische Krankheiten begründet. Dieser Frage gehen wir nach.
Es ist allgemein in der Medizin akzeptiert, dass die koronare Arteriosklerose, eine chronisch fortschreitende Krankheit ist, die in frühen Jahren beginnt und langsam, über mehrere Dekanden fortschreitet, bevor sie irgend welche Symptome zeigt. Das durchschnittliche Alter, in dem Patienten in den USA z.B. beginnen cholesterinsenkende Medikamente einzunehmen, beträgt derzeit 63 Jahre, tendenz fallend. Diese Lipidsenker (Cholesterinsenker im Volksmund genannt) werden jedoch nicht prophylaktisch verschrieben, sondern, in der Regel, nach einem oder mehreren Arztbesuchen, bei dem ein Blutbild, als diagnostisches Hilfsmittel, gemacht wurde. Wenn sich da ein erhöhtes Gesamtcholesterin und ein erhöhtes LDL-Cholesterin, das sogenannte schlechte Cholesterin, zeigen, liegt die Vermutung nahe, dass diese Menschen bereits sehr lange mit diesen erhöhten Werten lebt. Ihr Arzt wird bei einem solchen Befund ihnen dringend dazu Raten sofort mit der Einnahme von Chloesterinsenkenden Arzneimitteln zu beginnen, da es weiß, dass sie bei diesen erhöhten Werten ein erhöhtes Risiko für eine koronare Herzkrankheit, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall haben. Durch das medikamentöse Senken des Cholesterins kann statistisch das kardiovasculäre Krankheitsrisiko um 20 - 30 % gesenkt werden. Das wäre schon mal der erste Hinweis darauf, dass kardiovasculäre Krankheiten etwas mit dem Cholesterin zu tun haben müssen.
Aus wissenschaftlichen Untersuchungen wissen wir auch, dass das LDL, das sogenannte schlechte Cholesterin, eine zentrale Rolle bei der Initiation, der Entwicklung und dem Fortschreiten unserer Todesursache Nummer 1, dem Herzinfarkt, spielt. Über hundert Studien, die mehr als eine Million Menschen studierten haben demonstriert, dass diejenigen die ein höheres LDL Level hatten, auch gleichzeitig ein höheres Risiko hatten.
Wenn die Einnahme von Lipsenkern im fortgeschrittenen Alter, die darauf abziehlt das Gesamtcholesterin und dessen Bestantteil, das LDL-Cholesterin zu senken, schon eine Reduzierung des Risikos einer kardiovasculären Krankheit um 20 - 30 % senkt, liegt dann nicht die Vermutung nahe, dass ein niedriger Gesamtcholesterinsspiegel und ein niedriger LDL Spiegel bereits in frühen Jahren, sagen wir ab dem Kindesalter, von Vorteil wäre, weil es somit gar nicht erst zu einer Verkalkung der Arterien kommen würde?
Ich schlage vor wir, dass wir es nicht nur vermuten, sondern nach Beweisen suchen!
Es wäre natürlich unethisch, wenn Wissenschaftler junge Menschen mit einem erhöhten Cholesterinspiegel in zwei Gruppen teilen würden, wo sie die eine Gruppe behandeln, die anderen aber ihrem Schicksal überlassen würden. Das wäre genau so unethisch, als wenn sie die Hälfte der Kinder auffordern würden mit dem Rauchen zu beginnen, nur um zu sehen, ob Rauchen wirklich das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken steigert. Das ist der Grund, warum es beobachtende Studien gibt - sie können Menschen folgen die bereits rauchen und deren Erkrankungsrate dann mit den Menschen vergleichen, die niemals in ihrem Leben geraucht haben. Genau auf die gleiche Art und Weise kann man Menschen beobachten die von Hause aus einen hohen bzw. niedrigen Cholesterinspiegel haben.
Und genau das hat man getan. Wissenschaftler haben sich junge Männer, zwischen 18 bis 39 Jahre, anschaut und sind ihnen für 34 Jahre gefolgent, um ihr Cholesterinlevel zu beobachten. Auf diese Art und Weise fand man heraus, dass man, sogar wenn sie so jung sind, ihr Langzeitrisiko für einen Herzinfarkt oder Tod vorhersagen kann. Männer die in ihren 20zigern oder 30zigern sind und ein Gesamtcholesterin knapp unter 200 ml/dl (in Deutschland gilt ein Gesamtcholesterin zwischen 150 - 200 ml/dl als medizinisch unbedenklich, als Normal - in Bayern mittlerweile sogar bis 220 ml/dl) haben, haben eine wesentlich höhere Lebenserwartung, ungefähr 4 - 9 Jahren länger, als jene, welche im gleichen Alter bereits ein Gesamtcholesterin über 240 mg/dl haben. Das wäre dann ein weiterer Beweis für die Richtigkeit der Annahme, dass das Cholesterin etwas mit den erwähnten Krankheiten, vor allem mit den Gefäßerkrankungen, zu tun hat.
Wie dem auch sei, Kritiker würden nun sagen, dass es bekannt sei, dass beobachtende Studien anfällig für sogenannte "Störfaktoren" sind und daher nur wenig Aussagekraft besitzen.
Daher wäre es doch ideal, wenn wir eine Langzeit-, radomisierte, kontrollierte Studie hätten - richtig?
Und Bingo - die Natur hat unsere Fragestellung bereits seit jahrhunderten erkannt und eben eine solche Studie bereits für uns veranstaltet. Jeder von uns bekommt einen willkürlichen Mix an Genen von seiner Mutter und seinem Vater. Einige dieser Gene beeinflussen nur unser Aussehen, die Hautfarbe aber andere vielleicht auch unseren Cholesterinspiegel. Es gibt eine seltene Genmutation die in einem ungewöhnlich hohem Cholesterinspiegel resultieren - diese wird gern von den Medien als Beweis für die falschen Aussagen über die negativen Einflüsse des Cholesterins auf die Gesundheit der Arterien hergenommen. Aber, genau wie es eine Genmutation gibt die ein lebenslanges hohes Cholesterin verursacht, gibt es eine seltene Genmutation für ein ungewöhnlich niedriges (lebenslanges) Cholesterin. Das verschweigen die Medien und Choleststerintheoriegegner sehr gern.
Diese seltene Genmutation schafft aber den Wissenschaftlern eine ideale Voraussetzung die Konsequenzen aus einem lebenslang niedrigen Gesamtcholesterin und LDL-Cholesterin, unabhängig von störenden Co-Faktoren (wie Ernährung und Lebensweise) zu beobachten und zu erforschen.
Ungefähr 1 von 40 afrikanisch stämmigen Amerikanern hat solch eine Mutation, die sein LDL Cholesterin von ungefähr 130 mg/dl runter reguliert auf ein optimaleres Level. Diese Gruppe von Menschen ernährt sich nicht gesund, um dies zu erreichen, es ist einfach in ihren Gene verankert. Mehr als die Hälfte von ihnen hat einen hohen Blutdruck, es gibt eine Menge Raucher und Diabetiker unter ihnen und trotzdem, diejenigen unter den afrikanisch stämmigen Amerikanern mit dem genetisch bedingten niedrigem LDL level haben einen signifikant reduzierter Auftreten von koronaren Herzkrankheiten. Sogar wenn sie all die anderen Risikofaktoren haben, wie z.B. ungesundes Essen, rauchen, Alkoholkonsum etc. .
Wie signifikant? Wie viel weniger Herzkrankheiten haben sie?
Wie wäre es mit ungefähr 88 % weniger Herzkrankheiten?
Das erstaunliche was man dabei heraus gefunden hat ist, dass das Herzkrankheitenrisiko bei diesen Menschen, um mehr als 80 % reduziert war, wohin gegen die gleiche Reduzierung des LDL Levels, um 20 - 40 Punkte durch Medikamente nur eine Reduzierung des Risikos von ca. 30 % (im besten Fall) brachte. Macht das Sinn? Ja. Denn das Volk mit der Genmutation hat ein ganzes Leben lang ein niedrigeres LDL Level, sie begannen nicht erst mit der Reduzierung durch Medikamente, wenn sie schon die 60 überschritten hatten.
Das Ausmaß des Effektes der beobachteten Menschen, die ein Leben lang einem niedrigen LDL Level ausgesetzt waren (sind), zeigte in jeder einzelnen dieser Studien ein dreifach niedrigeres Risiko eine Herzkrankheit zu entwickeln, im Vergleich mit den Medikamenten, deren Einnahme im späteren Leben begann.
Aus diesem Grund ist eine Strategie, die vorrangig darauf abziehlt das LDL-Cholesterinlevel und das Gesamtcholesterinlevel so zeitig als nur möglich im Leben bereits niedrig zu halten, die Beste Strategie um in den späteren Lebensjahren Herzkrankheiten vorzubeugen.
Mit einer vollwertige, pflanzen-basierte, fettarme Ernährung können Sie selbt, auch ohne Cholesterinsenker für ein niedriges Cholesterin in ihrem Körper sorgen - ebenfalls ein Leben lang, wenn sie nur zeitig genug damit beginnen. Sie brauchen dazu keine Diagnose Ihres Hausarztes, denn eine vollwertige, pflanzen-basierte, fettarme Ernährung ist nicht verschreibungspflichtig und noch besser, sie ist völlig Nebenwirkungsfrei.
Ob eine Einnahme von Cholesterin senkenden Medikamenten, beginnend so zeitig als möglich im Leben, den gleichen Effekt haben kann, wie eine gesunde, vollwertige, pflanzen-basierte, fettarme Ernährung - das lesen sie in einem meiner nächsten Beiträge.