Apropos Salz – Salzverlust bei Ausdauersportlern?
Apropos Salz - Salzverlust bei Ausdauersportlern?
Wer aufmerksam meine Blogbeiträge liest, der weiß, dass ich sehr gern, sehr oft Ausdauersport treibe. Jeder der schon mal Sport getrieben hat weiß, dass man, je nach Anstrengung, Dauer, Wetter und noch ein paar anderen Einfluss nehmenden Umständen eine Menge an Schweiß und somit auch Mineralien verliert. Ein sicheres Zeichen dafür sind die „Schweißrändern“ des Sporttrikots oder wie in meinem Fall oft, an den Rändern der Radlhose.
Wenn man sich mit anderen Sportlern über dieses Thema unterhält, dann kommt man ganz schnell auf ein paar generelle Fragen zu diesem Thema, die wohl jeden schon mal interessiert haben und auf die jeder Sporler (der den Sport ein wenig ernsthafter betreibt) in der Literatur oder heute eher im Internet eine Antwort gesucht hat.
Haben SIe Lust auf ein kleines Quiz, dann nehmen Sie sich einen Stift und einen kleinen Zettel und beantworten diese (grundsätzlichen) Fragen.
Die Flüssigkeitsaufnahme während des Sports soll sich am Durst des Sportlers orientieren. | Falsche oder wahre Aussage? |
Die Aufnahme von Elektrolyten während des Trainings oder Wettkampfes ist generell nicht notwendig. | Falsche oder wahre Aussage? |
Eine Dehydration ist nicht generell der Grund für Trainingsbedingte Muskelkrämpfe. | Falsche oder wahre Aussage? |
Trainings- oder Wettkampfbedingte Muskelkrämpfe sind nicht generell einem Elektrolyteverlust zuzuschreiben. | Falsche oder wahre Aussage? |
Und wie lauten die richtigen Antworten auf die Fragen?
Wahr, wahr, wahr und wahre Aussage!
Wenn Sie nun bei einer oder mehrerer Antworten „falsche Aussage“ angekreuzt haben, so befinden Sie sich in einer guter Gesellschaft aber Sie liegen falsch mit der Antwort. 93% der Top Webseiten beantworten die erste Frage falsch, 90% Fehlerquote bei der zweiten Frage, 98% beantworten dann die dritte Frage wieder falsch und zu guter Letzt beantworten alle führenden Webseiten im Internet die letzte Frage generell falsch. Und um dem ganzen noch eine Schippe oben auf zu legen, scheinen Webseiten von professionellen Organisationen oder "medizinische Seiten", denen die User das Größte Vertrauen entgegenbringen, nicht besser zu sein. Darum müssen Sie sich nun auch nicht gleich schlecht fühlen, wenn Sie die Fragen falsch beantwortet haben. Es ist leider oft so, dass selbst professionelle Athleten oft ein Missverständnis darüber haben, was eine ausreichende Hydration während des Sport treibens angeht.
Aber he, beeinflusst eine Dehydration die sportliche Performance nicht negativ? Erstaunlicherweise lautet die Antwort N E I N, denn wenn sich Forscher Triathleten ansahen, dann sahen sie keine Korrelation zwischen Dehydration und der Zeit in der ein Marathon beendet wurde. Im Gegenteil diejenigen die das meiste Wasser verloren hatten waren unter denen die die besten Zeiten ablieferten, wie in anderen Studien bemerkt wurde.
Unser Körper ist nicht dumm, er wird Ihnen schon sagen, wenn er Flüssigkeit braucht. Es gibt nun wissenschaftliche Beweise, dass wir uns nach dem Durst richten können. Und dann müssen wir nicht (!) Elektrolyte trinken. Aber Moment mal, stopp, werden Sie jetzt vielleicht sagen: Aber wenn ich schwitze und dann nur pures Wasser trinke, riskiere ich dann nicht, dass ich zu viel Salz, zu viel Natrium aus dem Körper schwemme und ende dann mit einer Sport assozierten Hyponatremie, mit zu wenig Natrium?
Dies kann passieren wenn man von irgend etwas zu viel trinkt - egal ob Wasser oder Sportdrinks. In einem der bekanntestes Fälle in welchem ein High School Athlet an Hyponatremie gestorben ist, trank dieser zwei Gallonen (7,5 Liter) Gatorade! Also wie vermeiden wir solche Art von Tod?Indem wir so viel Trinken, wie wir Durst haben.
Dieses Statement, das man überall lesen kann, dass man nicht warten soll bis man Durst hat, ist eher schädlich als nützlich. Diese Erkenntnisse stammen bereits aus den 1990ziger Jahren wurden aber mal wieder ignoriert. So schrieb das British Journal of Sports Medicine: "In 1991, we provided definitive evidence that exercise-associated hyponatraemia (EAH) is caused by abnormal fluid retention in those who overdrink during prolonged exercise, but this finding was ignored. Instead, in 1996, influential guidelines of the American College of Sports Medicine (ACSM) promoted the concept that athletes should drink ‘as much as tolerable’ during exercise..." (Im Jahr 1991stellten wir definitve Beweise zur Verfügung, dass durch sportliche Betätigung indizierte Hyponatremie (EAH) ihre Gründe in abnormalem zurückhalten von Flüßigkeit in jenen hat, die während einer sportlichen Ausdauerübung zu viel tranken aber diese Erkenntnisse wurde ignoriert. Indessen unterstützte das American College of Sports Medicine (ACSM) im Jahr 1996 in seiner maßgebenden Richtlinie das Konzept, dass Athleten während der sportlichen Betätigung "so viel als möglich trinken sollten"...)
Und was dann folgte war eine Art Epedemie von Hponatremiefällen. Ich vermute das kommerzielle Interessen hier eine sehr große Rolle spielten und heute noch spielen. Heute empfiehlt auch das American College of Sports Medicine dies nicht mehr in der Art und Weise aber sie empfehlen immer noch das man lieber zu Sportdrinks statt Wasser greifen soll. "During exercise, consuming beverages containing electrolytes and carbohydrates can provide benefits over water along under certain circumstances."
Was nichts anderes heißt, dass man lieber Elektrolytgetränke während und nach dem Sport konsumieren sollte als nur normales Leitungswasser zu trinken.
Trotzdem solche Aussagen den meisten wissenschaftlichen Studien entgegen spricht, ließt und hört man solche Art von Aussagen noch heute regelmäßig.
Wie zum Besipiel in diesem wichtigen Papier:
Exercise and Fluid Replacement
Medicine & Science in Sports & Exercise: February 2007 - Volume 39 - Issue 2 - p 377-390
SPECIAL COMMUNICATIONS: Position Stand In dem es dann abschließend heißt:
"This Position Stand replaces the 1996 Position Stand "Exercise and Fluid Replacement," Med. Sci. Sports Exerc. 28(1):i-vii, 1996."
Um aber dieses Papier richtig zu verstehen, es ins richtige Licht zu rücken, den Wert dieser Emfpehlungen richtig einordnen zu können, empfiehlt es sich immer bis zum Schluss zu lesen. Und da steht dann: This pronouncement was reviewed for the American College of Sports Medicine by the Pronouncements Committee and by Michael F. Bergeron, Ph.D., FACSM; Mark Hargreaves, Ph.D., FACSM; Emily M. Haymes Ph.D., FACSM; Gary W. Mack, Ph.D., FACSM; and William O. Roberts, M.D., FACSM.
Und was lesen wir dann weiter unten, da wo die finanziellen Zuwendungen und Unterstützungen deklariert werden müssen?
Financial and Affiliation Disclosure: Michael F. Bergeron received research funding support from the Gatorade Sports Science Institute for research projects for which he was/is the principal investigator. E. Randy Eichner is a member of the Gatorade Sports Science Institute's Science Advisory Board and Speakers Bureau. Mark Hargreaves is a member of the Science Advisory Board of the Gatorade Science Institute, for which he receives an honorarium. Ronald J. Maughan is a member of the Gatorade Sports Science Institute Sports Medicine Review Board. Additionally, he has received research funding from and/or acted an adviser to the following companies: The Coca-Cola Company, Wander, Callitheke, Grand Metropolitan, Diageo, Armour Pharmaceuticals, Nestec, Powerbar, Kraft Foods, GlaxoSmithKline. Nina S. Stachenfeld has a small grant from the Gatorade Sports Science Institute.
Ein Schelm wer sich da eine Verschwörungstheorie daraus bastelt. ;-)
Obwohl, ich habe gelernt, bei allem was mir „spanisch“ vorkommt, der Spur des Geldes zu folgen und dies ist immer eine gute Spur, wenn man sich über etwas klar werden möchte.
So lag der Umsatz für Sportgetränke mit rund 27 Millionen Packungen rund 19 % (!) im Jahr 2017 höher als im Jahr 2016. Die Proteinprodukte lagen mit 66 Millionen verkauften Packungen und somit einer Steigerung um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr sogar noch über den Sportgetränken.
Dabei wird der Markt der Sportgetränke im wesentlichen von zwei Global Playern dominiert - Pepsi Co und Coca Cola, welche unter dem Namen PowerAde und Gatorade bekannt sind. Man schätzt den Weltweiten Umsatz derzeit auf 28.05 Milliarden Dollar pro Jahr, mit einer geschätzten Steigerungsrate bis 2023 von 8,6 %.
Kein Wunder also, wenn auch diese Firmen immer und immer wieder zu den Sponsoren von großen Sporevents, wie den Olympischen Spielen, der Fußballweltmeisterschaft oder eben auch der Tour de France gehören. Was die meisten Menschen nicht verstehen ist der Umstand, dass die Werbung an den Banden, die Werbung auf den Flaschen der Athleten und so weiter nicht für die Athleten selbst bestimmt ist - diese Werbung zielt auf die Zuschauer, auf die Freizeitsportler - denn die sind die Masse an Konsumenten, die den Unternehmen Milliardenumsätze bescheeren. Die Profisportler sind viel zu wenige um den Umsatz allein durch deren Verzehr anzukurbeln. Denken Sie beim nächsten Mal, wenn Sie eine Sportsendung verfolgen, daran.