Der blinde Fleck – Alkoholkonsum und Gesundheit
Der Blinde Fleck - Alkohol
Ein Gläschen in Ehren kann keiner Verwehren.
Ein Glas Rotwein hat noch niemandem geschadet.
Ich trinke auf dein Wohl, auf deine Gesundheit.
In vino veritas - Im Wein liegt die Wahrheit - sagten, Tacitus zufolge, die alten Germanen. Er berichtet davon, dass die Germanen bei ihren Treffen auch immer viel Wein getrunken haben sollen, weil sie glaubten, dass ein Betrunkener nicht lügen kann. (Ich glaube, dass diese Aussage, die von Tacitus stammen soll, eine Lüge ist. Denn die Germanen kannten keinen Wein, im Sinne von Wein aus Weintrauben, denn diesen brachten erst die Römer mit über die Alpen. Die Germanen tranken eher ein Bilsenkrautgebräu, was aus Gerste, Wasser, Hefe und eben dem Bilsenkraut oder anderen psychoaktiven Kräutern bestand, daher auch das Wort Krudbier, Kräuterbier aber das sie nur am Rande bemerkt, weil es eine andere Geschichte ist)
Was aber meist verschwiegen wird ist, dass das Zitat weiter geht.
In vino veritas et in aqua sanitas.
Im Wein liegt die Wahrheit und im Wasser die Gesundheit - mein heutiges Thema.
Ist das trinken von Alkohol der Gesundheit des Menschen zuträglich, abträglich oder verhält es sich eher neutral?
Bis vor wenigen Tagen hätte ich die Aussage, dass Alkohol, in Maßen genossen, durchaus einen gesundheitsfördernden Aspekt hat, sofort unterschrieben.
Bis vor wenigen Tagen, denn sonst gäbe es nicht diesen Blogbeitrag.
Da auch ich gern das eine oder andere Bier oder Glas Wein trinke, sah ich bislang keine Veranlassung mich näher mit dem Thema zu beschäftigen. Man weiß ja schließlich, dass ein wenig Alkohol der Gesundheit nicht schadet! Ein „moderater“ Alkoholkonsum ist in unserer Gesellschaft auch allgemein akzeptiert. Nur wenn eine Person oder Personengruppe zu viel trinkt, betrunken ist, abhängig vom alkohol wird, dann runzeln wir (die Gesellschaft, die Ärzte, die Heilpraktiker) die Stirn und es werden Stimmen der Ablehnung laut. Ein Alkoholmissbrauch wird nicht akzeptiert. Da werden mir die meisten Leser des Blogs zustimmen.
In meiner Ausbildung zum Heilpraktiker, als z.B. die Erkrankungen des Herzen Thema waren, wurde durch unseren Referenten auch auf die positive Wirkung von Alkohol bei der Vermeidung der Entstehung von Herzkrankheiten hingewiesen. Das Gleiche dann später bei den Verdauungsorganen. Insbesondere wird Rotwein immer wieder eine das Herz-Kreislaufsystem schützende Wirkung zugesprochen. Und jeder weiß aus Erfahrung, dass, wenn man eine sehr fettige oder reichliche Mahlzeit zu sich genommen hat, ein Kräuterschnaps Wunder wirken kann, weil er bei der Verdauung hilf.
Jeder weiß aber auch, dass zuviel Alkohol, täglich konsumiert, über Jahre hinweg zu einer Alkoholabhängigkeit führen kann, die dann (natürlich) negative gesundheitliche folgen hat. Jeder von uns kennt den Alkoholabhängigen Obdachlosen, den peinlichen, sturzbetrunkenen Fußballfan der in der Öffentlichkeit uriniert.
Soweit der Alltag und dem allgemeinen Wissen über Alkohol.
Warum nenne ich es nun den blinden Fleck und was hat es mit diesem auf sich?
Den "blinden Fleck" kenne ich persönlich aus dem Buch "Der Baum der Erkenntnis" von Maturana und Varela, dass ich vor Jahren gelesen habe. Es sit ein Schaubild (Selbstversuch) in diesem Buch an das ich mich sehr gut erinnern kann.
Dieses Schaubild zeigte einen dunkeln Fleck, mit noch anderen Dingen auf dem Bild. Die Übung bestand darin, dass man das Bild langsam sehr nah an die Augen führen sollte. Wenn man das Bild dann etwa 10 cm vor den Augen hatte, war der schwarze Fleck plötzlich verschwunden (obwohl er ja offensichtlich noch da war, weil das Schaubild selbst sich nicht verändert hat). Wenn Sie sich selbst von dem Phänomen überzeugen wollen, dann folgen Sie diesem Link.
Was bedeutet das nun im Bezug auf diesen Beitrag über Alkohol?
Nun ganz einfach, wenn man zu nah an einem Thema dran ist, vielleicht sogar involviert, dann fehlt einem der nötige Abstand, um alle Fakten und Details zu sehen. Oder wie es Sigmund Freud einmal ausdrückte: „jede ungelöste Verdrängung beim Arzt (oder einer anderen Person) entspricht nach einem treffenden Worte von W. Stekel einem ‚blinden Fleck‘ in seiner analytischen (oder gesamten) Wahrnehmung.“
Das bedeutet auf den Alkoholkonsum bezogen, weil (fast) jeder Erwachsene in Deutschland und in der westlichen Welt täglich Alkohol konsumiert, kann er über dieses Thema nicht objektiv urteilen, da er voreingenommen ist. Etwas was ich selbst tue, kann nicht falsch sein, wenn es andere, die Mehrheit auch tut.
Aber manches Mal wird man durch einen Zufall auf solch einen "blinden Fleck" aufmerksam und es bietet sich die Chance, den "blinden Fleck" sichtbar und somit ins Bewußtsein zu heben. Etwas was einem Bewußt ist, dass kann man, wenn man möchte verändern.
Ich wurde auf meinen "blinden Fleck" vor ein paar Tagen aufmerksam, bei einer Recherche zu einem anderen Thema. Ich recherchierte gerade bei meinem Freund Dr. Greger auf seiner Seite NutritionFacts.org zum Thema Krebs und stolperte da über einen weiteren Beitrag zum Thema Krebs in Verbindung mit Alkohol. Alkohol und Krebs - ach ja, Speiseröhrenkrebs davon habe ich schon gelesen aber weitere negative gesundheitliche Aspekte? Ich war neugierig!
Nach nur 2 Stunden Recherche, war meine Welt plötzlich eine ganz andere. Der gesamte Mythos, das Alkohol (auch) einen positiven Einfluss auf unsere, meine Gesundheit haben kann, zerfiel in Staub.
Ich kann es kurz machen, für die Leser, die wie immer keine Zeit oder Lust haben näheres zu erfahren.
Alkoholkonsum, egal welche Menge, hat keinerlei positiven Einfluss auf unsere Gesundheit, im Gegenteil, jedes Glas Alkohol ist schädlich für die Gesundheit!
Die Alkoholindustrie hat es geschafft, durch eine sehr ausgeklügelte, raffinierte Strategie ihre Umsätze in den letzten 30 Jahren stetig zu steigern, sie übertrifft in dem wie und was sie tut, um die Umsätze zu steigern, sogar die Tabakindustrie zu ihren besten Zeiten. Indem sie z.B. Ergebnisse von Studien nutzt, die zweifelhaft ausgewertet wurden. eine Ihrer Strategien ist es immer und immer wieder vor dem übermäßigen Alkohlkonsum zu warnen und gleichzeitig die gesundheitlichen Vorteile einers "moderaten" Alkoholkonsums zu betonen
Hintergründe, Erkenntnisse, Schlussfolgerungen.
Das weiß jeder von uns. Ein tägliches Zuviel, über Jahre hinweg, an Alkoholkonsum schädigt die menschliche Gesundheit. Es steigert das Risiko z.B. eine Leberzirrhose oder Speiseröhrenkrebszu entwickeln. Ganz zu schweigen vom Verlust von Gehirnzellen. Da braucht es glaube ich keine weiter Erklärung oder wissenschaftlicher Studien als Beispiel.
Jedoch weiß jeder von uns auch, dass ein wenig Alkohol die Gesundheit fördert bzw. Krankheiten, z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen kann. Dazu gibt es jede Menge Studien!
Fast alle Studien, die man zu diesem Thema Alkoholkonsum und gesundheitliche Auswirkung finden kann zeigen ein und dasselbe Bild, wenn es zur Auswertung der Datenlage kommt. Eine typische J-Kurve.
Quelle: Bildschirmfoto www.nutritionfacts.org
Betrachten Sie kurz die Abbildung, diese zeigt deutlich, dass die Studienteilnehmer in dieser Studie, die einen moderaten Alkoholkonsum hatten, eine geringere Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen an einer Krankheit ) aufweisen, als Menschen die keinen Alkohol oder viel Alkohol trinken. In dieser Studie hier bedeutet das ein höheres Risiko für eine allgemein Sterblichkeit durch eine Krebserkrankung, egal um welche Krebserkrankung es sich dabei handelt, zu haben. Diese Aussage deckt sich mit dem Wissen das wir haben. Je mehr Alkohol, desto mehr gesundheitliche Probleme, moderater Alkoholkonsum bedeutet gesundheitliche Vorteile! Das kann jeder durchschnittlich gebildete Mensch aus der Kurve ersehen.
Wieso sollte das nun auf einmal nicht mehr richtig sein?
Um das logisch zu erklären, muss ich am anderen Ende beginnen, bei der Alkoholindustrie.
Dr. Greger verlinkte in seinem Beitrag "Is It Better to Drink a Little Alcohol than None at All?" einen Artikel, der bereits am 18. März 2013 im Journal Society For The Study Of Addction erschienen ist. Dieser Artikel war sehr erhellend für mich.
Bis dato kann ich diese Organisation noch gar nicht, sie wird ja auch nie in der Tegesschau erwähnt. ;-)
Hauptziel der SSA ist die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse, über die Abhängigkeit von Alkohol, Nikotin und anderen Drogen, zu unterstützen. Ziel ist es, die systematische Untersuchung von Abhängigkeiten, die politische Analyse sowie die Nutzung der Beweisgrundlage in Politik und Praxis zu fördern, kann man im Internet lesen. Wow.
Und in diesem Artikel las ich:
„…Die jüngsten Ereignisse auf der weltpolitischen Bühne haben die unterschiedliche Wahrnehmung der Alkohol- und Tabakindustrie verdeutlicht, die es den Alkoholunternehmen ermöglicht hat, sich an der globalen Governance-Arena in einer Weise zu beteiligen, wie es (der) Tabak(industrie) nicht möglich war. Die transnationalen Alkoholproduzenten haben in den letzten drei Jahrzehnten eine anspruchsvolle und erfolgreiche Kampagne durchgeführt, die das Sponsoring von zwischenstaatlichen Veranstaltungen, die Finanzierung von Bildungsinitiativen, Forschung, Publikationen und das Sponsoring von Sport- und Kulturveranstaltungen umfasst. Ein wichtiger Aspekt war die Formulierung von Argumenten, um die Wahrnehmung des Ausmaßes alkoholbedingter Gesundheitsschäden zu untergraben, indem Ideen für ein Gleichgewicht zwischen Nutzen und Schaden gefördert wurden. Die Betonung der stärksten Trinker wurde verwendet, um die falsche Vorstellung zu verbreiten, dass "mäßige" Trinker keinen Schaden erleiden, und ein Ziel der Alkoholpolitik sollte es sein, sicherzustellen, dass sie von Interventionen unberührt bleiben. Dies führt zu sehr gezielten Maßnahmen gegen die schwersten Trinker und nicht zu einer wirksamen Regulierung des Alkoholmarktes.“
Verstehen Sie was das bedeutet? Das nenne ich die clevere Förderung des blinden Flecks, mit staatlicher Unterstützung! Das nennt man "Unsichtbar" machen von Betrügereien.
Und der Artikel kommt dann zu dem Schluss: „…Eine ausgeklügelte Kampagne globaler Alkoholkonzerne hat sie als gute Unternehmensbürger beworben und Argumente formuliert, die sich eher auf Trinker, als auf das Angebot von Alkohol konzentrieren. Dies hat dazu beigetragen, dass die Global Governance, die sich mit der Entwicklung und Umsetzung von Politik befasst, in einem Maße akzeptiert wird, das sich deutlich vom (der) Tabak(industrie) unterscheidet. Dieser Ansatz, der den Beitrag von Angebot und Vermarktung zu alkoholbedingten Schäden verschleiert, hat auch dazu beigetragen, dass die Regierungen keine wirksamen angebotsseitigen Maßnahmen ergriffen haben.“
WAS, Moment mal, was schreiben die gerade, war mein erster Gedanke?
Das Ganze „Wissen“, das wir über Alkohol haben, ist Marketing? Die wissenschaftlichen Studien werden für eine ausgeklügelte Kampagne genutzt? In der die Alkoholindustrie betont, dass starkes Trinken schlecht moderates Trinken aber keinen Schaden verursacht, sondern gut für die Gesundheit sei, obwohl das so nicht stimmt?
Nein, das glaube ich nun wirklich nicht!
Klar, die Industrie (egal welcher Zweig) denkt natürlich immer in erster Linie an ihre Profite, an die Rentabilität. Aber was die Alkoholindustrie in ihrer Strategie für sich positiv verwendet, wird doch eindeutig durch wissenschaftliche Studien unterstützt, was ist also falsch daran!
Ok, man weiß ja mittlerweile, dass viele Studien auch von denen finanziert und unterstützt werden, die einen unmittelbaren oder mittelbaren Vorteil, einer positiven Aussage der Studie zu ihrem Produkt haben. So finanziert die Pflanzenölindustrie regelmäßig Studien, um den Menschen zu sagen, dass sie Pflanzenöl bedenkenlos konsumieren können. Weiß doch mittlerweile jeder: Olivenöl ist das Beste für die Gesundheit!
Die Eier produzierende Industrie finanziert Studien die beweisen, dass Eier essen, egal in welcher Menge, keine negativen gesundheitlichen Folgen hat, das Cholesterin nicht erhöht.
Oder denken Sie an den vorherigen Blogbeitrag zum Thema Fleisch.
Lassen wir also all die "voreingenommenen Studienbei Seite und schauen uns nur die unabhängigen Studien an.
Diese Studien kommen in der Mehrheit immer zum gleichen Ergebnis - ein moderater Alkoholkonsum ist für die Vermeidung von bestimmten chronische Krankheiten von großem Vorteil. Das führte in der jüngsten Vergangenheit sogar so weit, dass Ärzte dazu angehalten wurden, ihren Patienten, die keinen Alkohol tranken, zu raten, wenigstens das eine oder andere Glas Alkohol in der Woche zu trinken.
Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass meine Ärzte, im Jahre 1986/87 in meiner Zeit als ich nach meiner Krebsoperation die Chemotherapie über mich ergehen lies, dass die Ärzte mir rieten Wein zu trinken. Vor jeder Chemotherapie, damit der Alkohol meinen Magen beruhig und die Nebenwirkungen der Chemotherapie somit senkt sollte (ich habe stundenlang mich übergeben müssen) und ich sollte Rotwein trinken, da dies die Blutbildung anregen würde, die durch die Chemotherapie stark beeinträchtig wurde.
Was ist falsch oder sagen wir vorsichtiger, nicht ganz richtig, mit den hunderten von Studien?
Das zeigte erstmals Tim Stockwell et al in der Metastudie mit dem Titel:
„Do “Moderate” Drinkers Have Reduced Mortality Risk? A Systematic Review and Meta-Analysis of Alcohol Consumption and All-Cause Mortality“
(Haben „moderate“ Trinker ein reduziertes Sterberisiko? Eine systemische Überprüfung und Meta-Analyse des Alkohol Konsums und der allgemeinen Sterblichkeit )
Sie stellte alles bisher dagewesene und veröffentlichte zum Thema Alkohol im Bezug auf das gesundheitliche Risiko in Frage und kam zu einem ganz anderen Ergebnis als die meisten Studien bisher.
Die Wissenschaftler beginnen ihre Veröffentlichung in erster Linie damit zu sagen, dass eine große Anzahl Studien in der Vergangenheit veröffentlicht wurden, die in der Mehrheit eine Menge an (unplausiblen) Beweisen für gesundheitliche Vorteile eines „moderaten“ Alkoholkonsums gefunden haben. So identifizierte man eine lange Liste an Vorteilen bei Erkrankungen, inklusive Schwerhörigkeit, Fraktur der Hüfte, gewöhnliche Erkältung, Krebs, Geburtskomplikationen, Demenz und Leberzirrhose, in welcher eben die klassische J-Kurve entdeckt wurde. Die ein niedrigeres Risiko für „moderate“ Alkoholtrinker gegenüber Nichttrinkern auswies. In manchen Arbeiten wurde sogar heraus gefunden, dass die Wahrscheinlichkeit eine Leberzirrhose zu entwickeln unter Wenigtrinkern geringer war als unter Nichttrinkern und es ein erhöhtes Risiko einer Entwicklungsstörung bei Kindern gab, deren Mütter keinen Alkohol tranken, wenn man sie mit Mütter verglich die moderat Alkohol tranken. Stockwell schreibt dazu: „…eine kausale Grundlage für solche Zusammenhänge ist höchst unwahrscheinlich.“ Und stellt dann die Frage, „…ob etwa eine Reihe von Lifestyle Gewohnheiten und/oder genetische Unterschiede einen Rolle dabei spielen könnten, dass „moderate Trinker“ besser in den Studien abschneiden, als Nicht-Alkohol-Trinker.“ Und richtig, es gab Wissenschaftler die berichteten, dass 90% von unerwünschten Störfaktoren für koronare Herzkrankheiten z.B. bei Abstinenzlerinnen und Abstinenzlern häufiger auftraten, als bei moderaten Alkoholkonsumenten.
Aber wie sieht die Auflösung des Rätsels aus?
„Sie (die Wissenschaftler) berichteten, dass es, wenn Studien ehemalige und gelegentliche Trinker explizit aus der Abstinenz-Referenzgruppe ausschlossen, nur wenige Beweise für den gesundheitlichen Schutz durch mäßigem Alkoholkonsum gebe. Die zugrunde liegende Theorie war, dass Menschen mit zunehmendem Alter und Unwohlsein eher aufhören oder ihren Alkoholkonsum erheblich reduzieren, was zu einer Übertreibung der ohnehin schon schlechten Gesundheitsprofile von Abstinenzlern führt…“
Im weiteren Verlauf beweisen Stockwell et al, dass, wenn man all diese ehemaligen und gelegentlichen Trinker komplett aus den Referenzgruppe der „Nicht-Alkohol-Trinker“ entfernt, die J-Kurve verschwindet und die Ergebnisse der meisten Studien eher zu einer geraden, dosisabhängigen Linie führt.
Wie in diesen Studien z.B. Alcohol as a risk factor for liver cirrhosis: a systematic review and meta-analysis
„Alcohol Consumption and Common Carotid Intima-Media Thickness: The USE-IMT Study“
"No Benefit of Light to Moderate Drinking for Mortality From Coronary Heart Disease When Better Comparison Groups and Controls Included: A Commentary on Zhao et al. (2017)"
Wie ist das zu verstehen?
Ganz einfach, ich erkläre es an einem simplen Beispiel, was die Wissenschaftler heraus gefunden haben. Stellen Sie sich eine Studie mit insgesamt 30 Teilnehmer vor, bei denen der Einfluss von Alkohol auf die Entwicklung von Herzkrankheiten im Allgemeinen untersucht werden soll. Die Studienteilnehmer sind alle im Alter zwischen 50 und 70 Jahren sind, männlich. Es werden 3 Gruppen gebildet. In die erste Gruppe kommen die Teilnehmer die angeben keinen Alkohol zu trinken, in die zweite Gruppe kommen die Teilnehmer die täglich 1 oder 2 Bier trinken, in die dritte Gruppe kommen die Teilnehmer mit mehr als 2 Drinks täglich. In der ersten Gruppe wird dann nach bestehenden, bekannten Herzerkrankungen gefragt. Es melden sich 4 Teilnehmer. Einer hat Herzrhythmusstörungen, der Zweite zwei Bypässe, der Dritte eine Herzvergrößerung aufgrund einer nicht richtig schließenden Herzklappe. In der zweiten Gruppe berichtet nur einer von gelegentlichen Herzrhythmusstörungen, in der dritten Gruppe berichten 6 Menschen von Herzerkrankungen. Somit stellt sich die vorher immer wieder erwähnte J-Kurve in der Auswertung dar. Der Fehler, nach Stockwell, liegt nun darin, dass die erste Gruppe nicht nur aus lebenslangen Abstinenzlern besteht, sondern auch Studienteilnehmer sich in dieser Gruppe befinden, die eine Historie haben, die Alkoholkonsum einschließt. Zm Zeitpunkt der Studie aber trinken sie keinen Alkohol mehr. Nach Stockwell et.al verfälschen diese Teilnehmer aber das Ergebnis der Referenzgruppe der „Abstinenzler“ von den „moderat“ und „viel“ Trinkern. Daher entsteht der Eindruck, dass ein wenig Alkohol trinken einen positiven Einfluss auf die Herzgesundheit hat. Entfernt man jedoch diese Studienteilnehmer aus der Refentenzgruppe der Abstinenzler und definiert Abstinenz von Alkohol als Lebenslang, dann verschwindet eben die J Kurve und es entsteht ein linearer Zuwachs an Herzkrankheiten abhängig von der Dosis des täglich konsumierten Alkohols. Diesen Umstand nun, diese Ungenauigkeit der Studien macht sich seit Jahren die Alkoholindustrie zu nutze, indem sie die Ergebnisse dieser Studien immer und immer wieder betont - gleichzeitig vor einem „Zuviel“ an Alkohol warnt. Genau diese Studien führten immer mehr dazu, dass die Hausärzte ihren Patienten, vor allem wenn sie in ein höheres Alter kamen und Probleme mit dem Herzen anfingen aufzutreten, nicht rieten Alkohol vollständig zu meiden, sondern im Gegenteil, zu einem moderaten, weil (angeblich) die Gesundheit fördernden Alkoholkonsum rieten. To drink or not to drink: that is the question.
Meiner persönlichen Meinung nach, ein großer Fehler mit verheerenden Folgen für die eine Seite, für die andere Seite jedoch ein super Geschäft!
Als ich diese, für mich neue Erkenntnis mit meinem Freund teilte, verwies er sofort auf „Studien die es gibt, die besagen, dass bestimmte Inhaltsstoffe im Rotwein (trotzdem) eine positive Wirkung auf den Menschen und vor allem auf Herz-Kreislauf.Erkrankungen und einen damit verbundenen schnelleren Tod haben. Denn in den Studien schneidet z.B. Frankreich immer besser ab, im Vergleich zu den anderen führenden Industriestaaten, obwohl gerade die Franzosen genau oder noch mehr Fleisch essen als die Deutschen zum Beispiel“…
Was es mit diesem, genannt das französische Paradoxem, zu tun hat und ob der von ihm erwähnte Inhaltstoff Resveratrol wirklich eine positive gesundheitliche Wirkung auf den Menschen hat - das behandelt mein nächster Beitrag.