Der Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und Meta-Entzündungen – Ursache oder Folge?
Der Zusammenhang zwischen Übergewicht und Meta-Entzündungen - Ursache oder Folge?
(Dies ist ein weiterer Beitrag inspiriert durch das Buch „How Not To Diet“ von Dr. med. Michael Greger - welches aufgrund der wissenschaftlichen fundierten Aussagen sehr zu empfehlen ist.)
Eine entzündungsfördernde Ernährungsweise ist auch verbunden mit Fettleibigkeit bzw. Adipositas - ganz konkret mit abdominaler Fettleibigkeit.
Wissenschaftler folgten tausenden normal gewichtigen Menschen über mehrere Jahre hinweg und konnten schließlich feststellen, dass diejenigen die eine mehr entzündungsfördernde Ernährungsweise haben, durchschnittlich mehr Kilos pro Jahr zulegten, als Menschen die eine entzündungshemmende Ernährungsweise haben. Weiterhin haben Menschen mit einer Entzündungen hervorrufenden Ernährungsweise ein um 32 % höheres Risiko, innerhalb von nur 8 Jahren, Fettleibig zu werden. Dies war selbst dann noch so, wenn die Wissenschaftler beeinflussende Faktoren wie z.B. das Rauchen und/oder sportliche Betätigung berücksichtigten.
Von Adipositas bzw. Fettleibigkeit sprechen Mediziner, wenn der Patient einen BMI über 30 hat, bereits ab einem BMI von über 25 spricht man von Übergewicht. Überschreitet der BMI die Zahl 40 spricht die Medizin von Adipositas permagna oder von einer Adipositas Grad 3.
Bei diesen plakativen Feststellungen gibt es aber Einiges, was man bedenken muss, will man zu einer logischen und richtigen Schlussfolgerung über die Gründe von Adipositas kommen. Es drängen sich automatisch Fragen auf, wie z.B. könnte es nicht sein, dass eine Ernährungsweise die einen hohen lebensmittelbedingten Entzündungs-Index (siehe vorherigen Blogbeitrag) aufweist nicht generell eine schlechte Ernährung darstellt? Eine Ernährungsweise also, die viel Fett und raffinierte Kohlenhydrate enthält? Was ist von der Aussage der Lebensmittelindustrie und deren Werbeabteilungen, eine Kalorie ist gleich eine Kalorie, zu halten? Verarbeitet und verwertet unser Körper eine Kalorie aus Obst und Gemüse auf die gleiche Weise wie eine Kalorie aus einer Flasche Coca Cola oder einem Stück Schweinenacken? Wer sagt uns also, dass eine Ernährung mit weniger Obst und Gemüse, dafür mit mehr Fleisch und Junkfood tatsächlich zu mehr Übergewicht führt, auch wenn die Kalorienanzahl die Gleiche ist? Woher wissen wir, dass das Konzept einer gesunden Ernährung etwas mit der allgemeinen (metabolischen) Entzündung im Körper zu tun hat?
Tausende Studien haben bereits gezeigt, dass Fettleibigkeit stark mit einem erhöhten Niveau des C-reaktiven Proteins im Blutstrom einhergeht. Das C-reaktive Protein ist der Marker im Blut, wie wir wissen, der uns anzeigt, ob der Körper gerade eine Entzündung versucht zu heilen. Es stellt sich die Frage, ist solch eine festgestellte Entzündung nun Ursache oder Folge der Fettleibigkeit? Oder hat Beides, obwohl es gleichzeitig auftritt, nichts miteinander zu tun? Das sind spannende Fragen, wie ich finde.
Viele Jahre hinweg dachten wir, dass Fettgewebe nur ein passives Gewebe darstellt, dass einzig die Aufgabe hat, exzessives Fett zu deponieren - doch jetzt wissen wir, dass es aktiv entzündliche Chemikalien produziert und ausschüttet. Fettgewebe kann sich so schnell ausdehnen, dass die Blutversorgung nicht hinterher kommt und das Gewebe dann regelrecht an Sauerstoffmangel leidet. Das kann dann zum Tod von Fettzellen führen, was dann wiederum entzündliche Zellen, wie Makrophagen, auf den Plan ruft. Makrophagen sind spezielle weiße Blutkörperzellen, sie werden auch als „Fresszellen“ bezeichnet. Man findet sie überall dort im Körper, wo etwas „aufgeräumt“ oder „weggeräumt“ werden muss. Kommt es zu einer Ansammlung von Makrophagen, zu einem Stau sozusagen, dann nennt das der Volksmund "Eiter". Wenn man eine Biopsie von Bauchfettgewebe bei Menschen mit Adipositas macht, dann kann man sehen, dass diese Probe nur so von Makrophagen wimmelt. Die Makrophagen selbst, so scheint es, stecken dann oft fest und verbinden sich zu größeren Zellansammlungen (Eiter), was ein Kennzeichen von chronischen Entzündungen ist, so wie wir sie z.B. von der Tuberkuloses her kennen. Oder um Fremdkörper herum, die in den Körper eingedrunken sind (erinnern Sie sich bitte an den Rosendorn), wo der Körper oft nicht in der Lage ist diese gigantischen Zellansammlungen von allein los zu werden. Und während dieser ganzen Zeit scheiten diese Zellansammlungen entzündliche Stoffe aus.
Somit steht fest, dass Übergewicht eher zu einer allgemeinen, systemischen Entzündung führt, als das umgekehrt, eine allgemeine, systemischen Entzündung zur Fettleibigkeit führt.
Wenn nun, wie wir gerade festgestellt haben, nicht die Entzündungen der Grund für ein übermäßiges Übergewicht sind, warum sollte man dann bei einer Diät, welche zur Gewichtsabnahme führen soll, möglichst keine zusätzlichen Entzündungen im Körper auslösen? Warum sollte man bei einer Diät darauf achten, dass man möglichst Nahrungsmittel konsumiert die entzündungshemmend/-heilend wirken?
Die Antwort ist relativ einfach.
Weil es scheinbar doch einen Weg gibt, wie Entzündungen eine „Ursache-Folge-Rolle“ bei übergewichtigen Menschen spielen könnte und nicht nur bei Menchen die bereits schon an Übergewicht leiden: Ich spreche von Entzündungen bzw. entzündlichen Vorgängen in unserem Kopf!
Um zu verstehen, wie Entzündungen in unserem Kopf schlußendlich dann doch zu Übergewicht führen können, müssen Sie zuerst verstehen, wie unser Kopf unseren Appetit reguliert.
Fettleibigkeit, Adipositas wird weitestgehend als eine neuroendokrine (die Nerven und Hormone betreffende) Störung/Erkrankung angesehen, die durch eine Beschädigung des „Appetit-Regulierungs-Kreislaufes“ in unserem Kopf hervorgerufen wird.
Hoppla, Moment,…. warten Sie mal. Ist Übergewicht nicht begründet in der Schwäche der betroffenen Personen sich gegen das ständige Überangebot an Nahrungsmitteln, gegen die aggressive Werbung für fettige, zuckerhaltige, hochkalorisch, billige Nahrungsmittel zu erwehren? Ist Übergewicht nicht durch das Motto der Leute entstanden: Aber bitte mit Sahne…?
Sind die Fettleibigen jetzt doch „unschuldig“ an ihrem Übergewicht und können gar nichts dafür, dass Sie all das Zeug in sich hinein stopfen?
Eine berechtigte Frage, zumal dies ja auch die Industrie sagt. Nicht die Coca Cola, nicht die Schokolade oder die Schweinshaxe ist daran Schuld, das die Menschen immer fetter werden. Es ist einfach die „Unvernunft der Menschen“ diszipliniert zu essen. Stimmen Sie mir da zu? Nun ja, die Frage stellt sich zwangsläufig, wenn man kurz denkt. Allerdings gibt es eine bessere Frage. Wenn es nur an der Disziplin, am „sich zusammen reißen“ liegen würde, wieso sind dann nicht 90 % der Menschen in den westlichen Industrieländern Übergewichtig, wieso sind es dann nur 72 %?
Die Frage die sich Wissenschaftler also stellen ist weniger die Frage: „Warum sind so viele Menschen fett?“, als viel mehr: „Warum ist nicht jeder Fett?“
Denken wir mal nach. Die meisten von uns essen, mehr oder weniger, rund 1.000.000 Kalorien pro Jahr, dabei schwankt das Gewicht der meisten von uns nur um ein paar Pfund. Ohne das die meisten von uns darüber nachdenken, reguliert unser Körper, mit einer 99,5 %tigen Genauigkeit, die Energiebalance von selbst. Mal essen wir zu viel, dann wieder automatisch weniger. Die wenigstens denken über die Kalorien nach, die sie täglich zu sich nehmen. Und selbst wenn man eine Art Kontrolle ausübt, dann ist es für jeden normalen Bürger, ohne das er ein Labor hinter seiner Küche sein Eigen nennt, nicht möglich, die tägliche Kalorienzufuhr einigermaßen exakt zu bestimmen. Warum? Weil die Industrie zwar verpflichtet ist die Kalorien in der Inhaltsangabe anzugeben. Doch haben Stichproben ergeben, dass 1. die meisten Angaben nicht einmal mit einer 20%tigen Toleranz stimmen, 2. haben viele Lebensmittel überhaupt keine Inhaltsangabe (oder haben Sie schon mal ein Etikett mit Inhaltsangaben auf einem Brokkoli oder einem Feldsalat gesehen?) und schließlich 3. was ist mit den Gerichten die Sie in einer Gaststätte konsumieren?
Es muss also ein ausgeklügeltes, intelligentes System in unserem Körper geben, welches die Aufgabe der Gewichtsregulierung und somit der Energieaufnahme mittels Nahrung regelt.
Wie also bewerkstelligt das unser Körper für uns?
Der Hauptregulator für den Stoffwechsel ist der Hypothalamus, ein etwa mandelgroßer Teil unseres Gehirns, der etwa auf Augenhöhe, in der Mitte unseres Schädels sich befindet.
Genau wie der Hypothalamus (in Zusammenarbeit mit anderen Teilen unseres Körpers) unsere Körpertemperatur regelt, indem er uns schwitzen lässt, wenn es zu warm ist und uns zum zittern anregt, wenn es zu kalt wird, so reguliert er auch unseren Körperfettanteil. Er veranlasst Sie mehr zu essen, wenn dieser Anteil sinkt und veranlasst Sie weniger zu essen, wenn der Fettanteil zu groß wird. Er ist unser „Sättigungszentrum“, was gewissenhaft unseren Appetit kontrolliert, so dass wir durchschnittlich, über einen längeren Zeitraum hinweg, die richtige Menge Nahrung zu uns nehmen ohne groß an Gewicht zuzulegen oder Gewicht zu verlieren.
Aber wie genau weiß der Hypothalamus nun, wie fett wir sind?
Dies geschieht durch eine Art „Hypothalamus-Fett-Thermostat“ und das funktioniert so.
Unsere Fettzellen setzen ein Hormon frei, dass man Leptin nennt - das kommt aus dem griechischen, von Leptos, was für „dünn“ steht. Je mehr Fett unser Körper gespeichert hat, desto mehr Leptin wird freigesetzt. Über unseren Blutkreislauf gelangt dieses Leptin dann in unser Hirn, bis zum Hypothalamus. Der Hypothalamus nutzt das Leptinlevel im Blutstrom als eine Art Fett-Thermostat und reguliert unseren Appetit herunter, wenn das Leptinniveau zu sehr ansteigt. Und regelt den Appetit nach oben, wenn das Leptinniveau wieder abfällt.
Das weiß man bereits mindestens seit den 1970 Jahren, als z.B. in den USA eine Reihe von Experimenten mit Strafgefangenen durchgeführt wurden. Eine dieser Studien zeigte zum Beispiel, wie extrem schwer es ist, dieses System der Appetitkontrolle zu stören, wenn es nicht beschädigt ist und somit perfekt funktioniert.
Schlanke, gesunde Insassen eines Gefängnisses in Vermount wurden mit tausenden von Kalorien pro Tag, in strengstens überwachten Mahlzeiten, regelrecht abgefüllt. Das Ziel bestand darin, ihr Gewicht so schnell als möglich um 25 % zu steigern. Überraschender Weise stellte sich das aber als ziemlich schwierig raus. Die meisten der Teilnehmer fingen schon nach wenigen Tagen an sich vor dem Frühstück zu fürchten und manche erbrachen sich unfreiwillig. Aber die meisten blieben standhaft und erreichten Schlussendlich das Ziel, 25 % mehr Gewicht. Soweit so gut.
Aber, sobald die Studienteilnehmer aus dem Experiment entlassen worden waren, wieder selbst ihre Portionsgröße bestimmen konnten, tendierten alle dazu, so schnell als möglich die extra Pfunde wieder auszuscheiden, um in etwa zurück zu ihrem Ausgangsgewicht zu gelangen. Ohne eine Waage zu benutzen.
Das alles macht Sinn, bei all dem, was wir über das Leptin-Hypotalamus Fett-Thermostat-System heute wissen. All das zusätzliche Körperfett führte zu einer extra Produktion und Ausscheidung von Leptin und in Resonanz auf diese erhöhte Ausscheidung reguliert der Hypothalamus den Appetit nach unten, so lange bis die Insassen ihre Ausgangswert (in etwa) wieder erreicht hatten.
Wenn das Fettvolumen wieder auf Normal landet, dann sinkt auch das Leptinniveau im Blut wieder, der Hypothalamus stellt das fest und regelt daraufhin den Appetit.
Fazit:
Viel Fett im Körper - Appetit geht nach unten. Wenig Fett im Körper - Appetit geht nach oben.
Kommen wir zu unserer Fragestellung zurück.
Wie kann es bei solch einem nahezu perfekten Appetit-System dann passieren, dass Menschen Fettleibig werden und was hat das nun mit Meta-Entzündungen im Körper zu tun?
Menschen können an Gewicht zulegen - und es behalten (!) - wenn eine Schädigung des Leptin-Hypothalamus-Kreislaufes vorliegt.
Extreme Fälle der sogenannten hypothalamischen Fettleibigkeit gehen zurück auf das Jahr 1840, als bei einer Autopsie einer „ungewöhnlich fetten“ Frau ein Tumor in der Nähe des Hypothalamus gefunden worden war. Alles was den Hypothalamus schädigen kann, kann Adipositas auslösen und begründen - ein Schädelhirntraumata, ein Hirnaneurisma oder eine Gehirnoperation z.B.
Wenn einmal die Schädigung des Hypothalamus geschehen ist und das Feedback-System unterbrochen ist, dann kann der Hypothalamus auf eine Erhöhung des Leptins im Blut nicht mehr adäquat reagieren. Er kann die Warnsignale eines erhöhten Leptinlevels nicht in eine Appetitzügelung umsetzen. Als Ergebnis dessen können Menschen mit solch einer Schädigung einen außer Kontrolle geratenen Appetit entwickeln, das kann soweit gehen, dass sie sogar Essen stehlen und dafür eingesperrt worden.
Sie können sich sicher vorstellen wie es sein muss, wenn ein Baby mit einem angeborenen Leptindefizit, einem Zustand in welchem die Fettzellen des Körpers kein oder nicht genug Leptin produzieren, geboren wird. Deren Hypothalamus wird niemals das „zu viel Fett Signal“ aussenden können, um den Appetit zu zügeln. Und tatsächlich, solche Kinder essen ständig und werden tragischer Weise so Übergewichtig, dass sie kaum noch laufen können. Manche Kinder wiegen um die 50 kg im Alter von 5 Jahren!
Wenn man diesen Kindern jedoch Leptin injiziert, dann geht ihr Gewicht zurück. Das erste Kind, bei dem man dies versuchte, war ein 9 jähriges Mädchen, was mehr als 100 kg wog. Innerhalb von Tagen an denen ihr Leptin verabreicht wurde, konnte man eine markante Veränderung ihres Essverhaltens beobachten. zum ersten Mal in ihrem noch jungen Lebens, fühlte sie was es heißt satt zu sein und die gleiche Menge an Lebensmittel zu einer Mahlzeit zu essen, wie ihre Zwillingsschwester, was die Wichtigkeit des Hormons Leptin bei der Appetikontrolle bewies.
Sicher können Sie sich jetzt vorstellen, wie die Pharmakonzerne sofort in den Startlöchern standen, um fettleibige, übergewichtige Menschen mit der neuen Wunder-Gewichtsverlust-Kur zu beglücken.
Aber erinnern Sie sich bitte: Übergewichtige Menschen sind bereits überflutet mit überschüssigem Leptin, was von den vielen zusätzlichem Fett ausgeschieden wird. Das Problem bei diesen Menschen ist eher, dass das Leptin irgend wie nicht das bewirkt, was es bewirken sollte.
Man kann eine Analogie zu den beiden bekanntesten Diabetes Formen herstellen. Bei Diabetes vom Typ 1, steigt der Blutzucker zu hoch, weil die Bauchspeicheldrüse nicht genug bzw. gar kein Insulin herstellen kann. Darum müssen Menschen mit dieser Krankheit sich ständig Insulin spritzen, damit sie den Blutzucker kontrollieren können. Ohne dieses Insulinspritzen würden sie sterben.
Das ist wie bei den Kindern mit dem seltenen Leptin-Geburtsfehler: Ihr Gewicht steigt ins unermessliche, weil der Körper nicht genug oder kein Leptin herstellen kann. Wenn man Leptin mittels Spritze injiziert, dann sinkt ihr Körpergewicht wieder auf Normal.
Im Gegensatz zum Diabetes Typ 2, bei dem die Bauchspeicheldrüse der Patient genug Insulin herstellt, dass Insulin aber keine Senkung des Blutzuckers erreicht. Es ist also genug Insulin im Blut - wenn man es genau nimmt ist sogar viel zu viel Insulin im Blut, weil die Bauchspeicheldrüse wie verrückt Insulin produziert und ausscheidet - um die Resistenz der Zielzellen zu überwinden. Nur reagiert der Körper nicht mehr richtig auf das Insulin - die Ärzte sprechen dann von einer Insulinresistenz.
Genau so könnte man bei Übergewichtigen von einer Leptinresitenz sprechen, weil die Fettzellen bei diesen Menschen eigentlich genug bzw. im Übermaß Leptin ausscheiden, nur führt dies eben nicht zu einer Senkung des Appetits.
Wie versuchen nun die meisten Ärzte den Diabetes Typ 2 zu behandeln?
Der traditionelle und heute noch immer meist verbreitetste Weg den Diabetes zu behandeln ist der, dass man das System mit noch mehr Insulin (durch Tabletten oder Injektionen) zu überwältigen versucht. Man versucht mit noch mehr Insulin die Insulinresistenz der Zellen zu überwinden. Frei nach dem Motto, viel hilft viel.
Ähnliches versuchte man bei fettleibigen Patienten, man spritze ihnen zusätzliches Leptin, um zu versuchen, ob man die Leptinresistenz dadurch überwinden kann.
Und, haben Sie schon einmal von jemanden gehört, der durch das injizieren von Insulin oder dem Einnehmen von Insulinmedikamenten von der Krankheit (Insulinresistenz) Diabetes Typ 2 geheilt wurde? Ich nicht! Im Besten Fall wurde die Krankheit für ein paar Jahre in der Schwebe gehalten, in 99,9 % aller Diabetes Typ 2 Krankheitsfällen treten aber nach Jahren trotzdem die bekannten folgekrankheiten, wie Neuropatien, Augenerkrankungen, Gefäßerkrankungen auf.
Ebenso wurden keine Erfolge durch die zusätzliche Injektion von Leptin erzielt.
Da stellt sich doch geradezu zwangsläufig die Frage - warum versucht man nicht das zugrunde liegende Problem zu behandeln? Das Problem, welches beim Diabetes Typ 2 die Insulinresistenz und bei Adipositas die Leptinresistenz.
Interessanter Weise teilen sich die Leptinresistenz und Insulinresistenz einen allgemeinen, grundsätzlichen Grund: Lipidtoxizität - vom griechischen Lipoz, was übersetzt „tierisches Fett“ bedeutet.
Lipidtoxizität ist in einer hochkalorischen Ernährungsweise, die zuviel gesättigte Fette enthält, begründet, aus der Entzündungen resultieren können.
Wenn man Labortiere (was ich als Veganer absolut ablehne!) mit tierischen, gesättigten Fetten überfüttert, dann überwindet dieses Fett die Blut-Hirn-Schranke und kumuliert innerhalb von Stunden im Hypothalamus, eine Entzündung auslösend, was zur Leptinresitenz führt und somit zum Überfressen. Man kann dieses Experiment auch in einer Petrischale wiederholen. Wenn man das hauptsächlich gesättigte Fett einer amerikanischen Mahlzeit über Hypothalamus Neuronen tröpfelt, dann kann man Entzündungen an und ausschalten, wie bei einem Lichtschalter. Die Originalstudien wurden mit Schweineschmalz angereicherten Mahlzeiten getätigt, es zeigte sich aber, dass auch Butterfett genau so funktionierte.
Die einzig gute Nachricht an diesen Tierversuchen war, dass die Entzündung des Hypothalamus bei den Versuchstieren sich wieder zurück bildete, sobald sie wieder normales Futter erhielten.
Mittlerweile hat es sich selbst unter Wissenschaftlern herum gesprochen, dass es mehr als ein paar Schwierigkeiten bei Studien mit Tieren gibt. Nicht nur wächst der Widerstand gegen Tierversuche, sondern wichtiger, Tierstudien kann man eben nicht 1:1 auf den Menschen übertragen. Der Mensch ist nun mal keine Laborratte, basta.
Desweiteren handelte es sich bei der Nahrung in diesem Experiment um auf Schweineschmalz basiertes, fettreiches Nagetierfutter, mit rund 60 % Fettanteil. Speck hingegen hat einen Fettanteil von nur 40 %. Wenn Sie also eine Diät bestehend aus 100 % Schinken machen würden, wäre der Fettanteil immer noch „nur“ bei 40 %.
Da man die Beobachtungen bei diesen Tierversuchen nicht auf den Menschen einfach übertragen konnte, konnte man auch nicht wissen, ob durch eine fettreiche Ernährung beim Menschen sich der Hypothalamus ebenfalls entzündet.
Also mussten die Wissenschaftler warten, mit der Überprüfung ob diese Erkenntnisse auch auf den Menschen zutreffen, bis sie hochauflösende Magnetic resonance imaging (MRI) (MRTs zu deutsch) für diesen Test nutzen konnten.
Und tatsächlich mittels dieser Untersuchungsmethode konnten Wissenschaftler nachweisen, dass es genau die gleichen Merkmale der hypotalamischen Entzündung gab, welche sie bei den Tierversuchen bereits gesehen hatten. Nachfolgende Vergleiche mit Hirnscheiben, die bei Biopsien entnommen wurden, bestätigten nochmals die Studienergebnisse. Die Nerven des Hypothalamus waren entzündet aber nicht zerstört, was nahelegt, dass der ganze Prozess rückgängig gemacht werden kann.
Randomisierte, crossover Studien haben gezeigt, dass man bei einer verdeckten, heimlichen Erhöhung des Konsums von gesättigten Fetten, reversible negative Beeinträchtigungen der Hirnfunktion, der Stimmungslage, der Entzündungen, des Ruhestoffwechsels und sogar der Motivation Sport zu treiben provozieren und erreichen kann. Die Teilnehmer einer solchen Studie, die eine fettreiche Kost verabreicht bekamen bewegten sich z.B. sportlich durchschnittlich 12 - 15 % weniger als die Studienteilnehmer der Studie die eine fettarme Mahlzeit bekamen. Dabei war besonders bemerkenswert, dass es sich bei den verwendeten gesättigten Fetten um pflanzliche Fette - Palmöl - handelte. Diese Art Fett, Palmöl und Palmfett findet man in fast jeder Art industriell hergestellten Nahrungsmitteln, angefangen bei veganem Käse, veganen Brotaufstrichen, veganer Schokolade bis hin zum klassischen Junkfood. DAS ist ein sehr großes Problem des „veganen Hypes“, dazu am Ende noch ein paar Worte mehr.
Die gute Nachricht ist und bleibt aber, dass sich die Hirnfunktion, des entzündeten Hypothalamus, in der Regel wieder erholen kann. Dass die Entzündung sich zurückbilden kann, wenn man zu einer gesunden, vollwertigen, rein pflanzenbasierten, fettarmen Ernährungsweise wieder übergeht.
Sie dachten das war nun schon alles zu diesem Thema?
Leider nein!
Der Hippocampus ist der Sitz unseres Gedächtnisses im Gehirn. Hippocampus heißt wörtlich übersetzt „Seepferdchen“, die damit bezeichnete Struktur in unserem Hirn sieht aus, als ob die Seepferdchen auf dem Kopf stehen. Es gibt zwei, eines für jede Gehirnhälfte.
Bei Patienten mit Alzheimer, einer nicht heilbaren Erkrankung die mit Gedächtnisverlust einher geht, ist der Hippocampus einer der Ersten Hirnareale welche betroffen sind.
Wenn gesättigte Fette entzündliche Schädigungen unseres metabolischen Zentrums im Hirn (Hypothlamus) einleiten, was zu Übergewicht beisteuern kann - was könnte es dann für mögliche Schäden an unserem Erinnerungszentrum anrichten?
Wenn Labortiere mit gesättigten Fetten, Schweineschmalz, gefüttert wurden, dann reagierten Neuronen des Hippocampus mit Stress innerhalb von 72 Stunden.
Nachfolgende Gedächtnisprobleme und Übergewicht weisen daher auf einen Teufelskreis hin. Wenn gesättigte Fette den Hippocampus schädigen und Erinnerungsstörungen hervorrufen, die darin enden, dass man noch mehr Fett isst - weil man vergessen hat, wieviel fett man schon gegessen hat - was dann zu noch mehr Schädigungen des Hirns führt, zu kognitiven Schäden und noch mehr Gewichtszunahme. Diese Erkenntisse aus der Tierforschung führten dann zu Untersuchungen bei Menschen. So wurden MRI von menschlichen Gehirnen im Abstand von vier Jahren gemacht. Dabei stellte man bei denen, deren Ernährung mehr Junkfood und Fleisch enthielt, eine größere Abnahme des Volumens der Hippocampi, verglichen mit Menschen die sich gesünder ernährten, fest. Der Konsum von gesättigten Fetten wird auch in Verbindung gebracht mit der schnelleren Abnahme kognitiver Fähigkeiten. So setzten Forscher Studienteilnehmer auf eine fettreiche, ketogene Diät und konnten so eine Abstumpfung der Wahrnehmungen, inklusive einer Verschlechterung der Reaktionszeiten und Aufmerksamkeitsspanne, innerhalb von nur 7 Tagen, bestätigen. Andere Wissenschaftler fanden heraus, dass eine fettreiche Ernährung die Gehirnleistung innerhalb von 5 Tagen beeinträchtigt. So wurden Defizite in den Bereichen des Abrufs von Informationen aus dem Gedächtnis, der Fähigkeit, die Aufmerksamkeit intensiv zu fokussieren, und der Ausführung einer komplexen Aufgabe höherer Ordnung, die das Arbeitsgedächtnis und die Aufmerksamkeit umfasst, festgestellt.
Sogar eine einzige schlechte Mahlzeit am Tag, über den Zeitraum von vier Tagen, kann die Hirnfunktion negativ beeinflussen.
Australische Wissenschaftler wählten zufällige Frauen und Männer aus, um entweder ein Frühstück mit reich an gesättigten Fetten und zusätzlichem Zucker (ich muss gerade an das typisch deutsche Frühstücksbrötchen mit Butter und Marmelade oder Croissant mit Marmelade denken) oder ein gesünderes Frühstück an vier aufeinander folgenden Tagen zu essen. Das war alles was es brauchte um ein Hippocampus abhängiges lernen und erinnern negativ zu beeinflussen. Die Teilnehmer wurden z.B. angewiesen eine Liste mit 12 Wörtern wieder und wieder zu wiederholen, um sie dann 20 Minuten später aus der Erinnerung abzurufen. Die meisten waren in der Lage sich an 90 % der Wörter zu erinnern. Diejenigen aber die zufällig ausgewählt worden waren eine fettreiches Frühstück über den Zeitraum von 4 Tagen zu essen konnten sich danach nur an 75 % der Worte erinnern. Obwohl das fettreiche Frühstück ja zusätzlich Zucker enthielt unterschied sich die Zuckeraufnahme über die 4 Tage hinweg nicht von der Kontrollgruppe mit dem gesünderen Frühstück aber der Konsum an gesättigten Fetten war in etwa doppelt so hoch.Mehr noch, die Gruppe mit dem fettigem Frühstück schien eine Beeinträchtigung ihrer Interozeption, der Wahrnehmung körpereigener Zustände zu erleiden, da sie mehr essen mussten (im Schnitt ca. 70 kcal) um sich genau so satt und zufrieden zu fühlen wie die andere Gruppe.
Die Beeinträchtigung des Sättigungsgefühls in Kombination mit dem verminderten Erinnerungsvermögens scheint somit eine Grundlage zu bilden, um an Gewicht zuzulegen.
Die gute Nachricht kommt zum Schluss, auch hier stellten die Forscher fest, dass die Schädigung der Hippocampus nach dem 4 Tage fettiges Frühstück Versuchs ebenfalls wieder repariert werden konnte. Es dauert „nur“ 4 - 6 Wochen.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es sich mehr und mehr herausstellt, dass eine Ernährungsweise die reich an tierischen Fetten (gesättigten- und Transfetten) auf lange Sicht sehr große gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich zieht. Aber die Studien zeigen auch, dass eine „vegane Ernährungsweise“, wenn sie hauptsächliche aus industriell stark verarbeiteten Nahrungsmitteln und vielen Fetten besteht, ebenfalls keine gesunde Ernährungsweise darstellt.
Leider ist die Nahrungsmittelindustrie schon auf den „Vegan-Hype-Zug“ aufgesprungen und bietet Unmengen an (ebenfalls ungesunden) Fleisch-Wurst-Käse-Alternativen an, die dann auch noch von „Tierrechtsorganisationen“ oder selbsternannten „Vegan- oder Ernährungsspezialisten“ auch noch angepriesen werden, „weil sie einen Umstellung, weg von den tierischen Produkten“ den Menschen erleichtern. Dabei bleibt der wichtigste Aspekt, die Gesundheit derMenschen, vollkommen auf der Strecke.
Wie sagte Prof. Dr. Dr. Spitzer in einem Vortrag über die Gefahren von Smartphone, Computer und Co so treffen: „Google macht dumm, nicht schlau. Wenn sie keine Ahnung haben von dem was sie suchen, dann bekommen sie keine richtige Antwort auf ihre Frage. Sie müssen schon eine Grundahnung von dem haben, wonach sie suchen.“
Aus dem Grund schreibe ich auch meinen Blog, damit Sie, liebe Leser, ein Grundverständnis der Zusammenhänge bekommen, um dann, wenn nötig, gezielt nach weiteren Informationen zu suchen. Sehr gern können Sie mir auch eine eMail mit Ihren Fragen schicken, ich beantworte diese gern, nach bestem Wissen und Gewissen.