Insulin – Das Hormon für den Überfluss
Insulin - Das Hormon für den Überfluss
Insulin kann als das „Hormon des Kalorien-Wohlstandes“ bezeichnet werden.
Nach einer Mahlzeit wird unser Blut mit Kalorien regelrecht überschwemmt. Die Stärke, die wir vielleicht in Form von Kartoffeln zu uns genommen haben, wird in Einfachzucker umgewandelt. Das Protein, welches im Steak sich befand, wandelt unser Körper in Aminosäuren um. Das Fett, was sich zusätzlich im Steak und in der Sosse befand wird in Fettsäuren umgewandelt. All das wird in unser Blut absorbiert. Dann tritt Insulin auf den Plan, um diese Makronährstoffe an die richtigen Stellen zu verteilen. Es schickt den Blutzucker in die Muskelzellen, damit wir uns bewegen, überhaupt leben können. Es bringt unsere Zellen dazu, die Aminosäuren aufzunehmen, damit neues, körpereigenes Protein gebildet werden kann und es hilft bei der Einlagerung der im Blut zirkulierenden Fettsäuren in die Fettzellen.
Insulin sorgt aber nicht nur dafür, dass Fett in die Fettzellen gelangt, es sorgt gleichzeitig dafür, dass die Fettzellen keine Kalorien verbrennen. Somit kann man wirklich sagen, dass Insulin ein Signal des Reichtums ist.
Jeder Mensch hat eine individuell schwankende Anzahl an reinen Fettzellen, diese werden in der Kindheit gebildet. Wissenschaftler fanden heraus, dass die Anzahl Fettzellen relativ konstant im Erwachsenenalter bleibt. Die Anzahl der Fettzellen die man in der Kindheit bildet, entscheidet im Erwachsenen Alter mit, ob man schnell oder langsam an (Fett) Gewicht zulegt. Wenn, durch übermäßigen Fettverzehr, die vorhandenen Fettzellen ausgelastet sind, dann kann es passieren, dass sie „überlaufen“ und somit Fett, aus den überfüllten Fettzellen, wieder in den Blutkreislauf zurück gelangt. Da kann das Fett jedoch nicht bleiben, also sucht es sich ein neues Zuhause. Dieses neue Zuhause findet das Fett dann in unseren Muskelzellen, wo es sich dann schlußendlich einzulagern. Irgendwo muss das Fett ja gelagert werden, wenn es nicht ge- und somit verbraucht wird.
Kurze Nebenbemerkung: Sie kennen das übrigens, bei Schweine- oder Rindfleisch nennt man diese Fetteinlagerungen dann „Marmorierung“.
Wenn dies passiert, kann es zu einer Störung der Insulin-Signale kommen. Die Störung der Insulin-Signalwirkung auf die Zellen zeigt sich unter anderem darin, dass unsere Muskelzellen nicht mehr so schnell und effizient auf das Insulin-Signal "zuviel Zucker im Blut" ansprechen und es dadurch schwieriger wird, Zucker aus dem Blut in die Muskelzellen zu schleusen. Ein Phänomen, dass allgemein bekannt ist unter der Bezeichnung „Insulin-Resistenz“. Normalerweise nehmen unsere Muskeln mit Hilfe des Insulin-Signals Blutzucker auf aber wenn sie resistent gegen die Signale des Insulin werden, dann bleibt der Zucker im Blut und kann da eine lebensbedrohliche Konzentration erreichen. Im schlimmsten Fall kann es zu einem sogenannten „Zuckerschock“ kommen. (Viele Menschen leben oft Jahre lang mit einer unerkannten Insulinresistenz, vor allem dann, wenn sie noch latent, der Betroffene nicht Übergewichtig ist, bleibt sie oft lange unerkannt.)
Um zu verhindern, dass zu viel Glucose im Blut verbleibt, steigert unser Körper in der Regel die Insulinproduktion, um wieder mehr Zucker aus dem Blut in die Muskelzellen zu zwingen.
Da aber, wie oben beschrieben, das Insulin im Blut auch ein Signal zur Fetteinlagerung ist, steigert der Körper somit auch die Fetteinlagerung. Ein Teufelskreis beginnt oder anders gesagt, da beißt sich die Schlange in den eigenen Schwanz.
Übergewicht führt zu Insulinresistenz, was zu einer höheren Insulin-Konzentration im Blut führt, was dann zu mehr Übergewicht führt und in einer immer höheren Insulinresistenz endet.
Wenn die Insulinresistenz weiter fortschreitet, dann kommt die Insulinproduktion irgend wann einmal an ihre Grenzen und kann nciht länger noch mehr Insulin zur Verfügung stellen, um die Insulinresistenz zu überwinden. Dies führt dann zu einem steigenden (Nüchtern) Blutzucker. Der Betroffen entwickelt dann einen sogenannten Prädiabetes, der sich in einem dauerhaft erhöhtem Nüchternblutzucker äußert. Der Nüchternblutzucker ist der Zuckergehalt im Blut, der gemessen werden kann, wenn man länger als 8 Stunden nichts gegessen hat. Dies ist einer der Gründe, warum Sie zu einer Blutabnahme bei ihrem Hausarzt „nüchtern“ erscheinen sollen. Denn wenn dieser Nüchternblurzucker weiterhin steigt, dann kommt es zum Krankheitsbild eines vollausgebildeten Diabetes Mellitus Typ 2.
Anstatt, spätestens dann, die Ursache des Diabetes Mellitus Typ 2 (die Insulinresistenz), mittels der sogenannten Lifestyle-Medizin, rückgängig zu machen, was tun noch heute die meisten Ärzte? Richtig….
Sie verschreiben ihren Patienten noch mehr Insulin, in Form von Medikamenten - was den Teufelskreis aufrechterhält!
Mit Hilfe von Insulin-Injektionen kann die Insulinkonzentration im Blut künstlich so forciert und erhöht werden, dass sogar Muskelzellen aufgeben und Zucker wieder einlagern. Das feiern dann Patienten und Ärzte als Erfolg der Diabetes Behandlung, wenn der Nüchternblutzucker sich auf einem sehr hohen, ungesunden Niveau einpegelt. Der Arzt und der Patient sprechen dann in der Regel von einem „gut eingestellten Patienten“.
Aber was bewirkt all das extra Insulin in den Fettzellen des Patienten? Innerhalb der ersten Jahre nach Beginn der Einnahme oder Injektion von Insulinmedikamenten nehmen Diabetes Typ 2 Patienten in der Regel zwischen 4 und 10 kg insulinabhängiges Gewicht zu.
Der Insulin-Übergewicht-Kreislauf
Übergewicht oder besser überfüllte Fettzellen können also der Anlasser, der Kick-Starter für einen Teufelskreis sein, indem es zu einer höheren Insulinresistenz kommt, was eine höhere Insulinkonzentration im Blut nach sich zieht, was dann wiederum in mehr Übergewicht endet. Wie hier dargestellt.
Man kann aber auch eine Insulinresistenz entwickeln, ohne das man bereits Übergewichtig ist. Das Fett, dass Schlussendlich unsere Muskelzellen blockiert und zur Insulinresistenz führt, kann von dem Fett das wir bereits mit uns rum tragen kommen o d e r von dem Fett das wir gerade gegessen haben. Normalerweise haben wir so wenig wie 100 µmol/l freies Fett, das in unserem Blut jederzeit umher schwimmt. Menschen welche bereits Übergewichtig sind können jedoch schon mal bis 800 µmol/l Fett im Blut schwimmen haben.
Wie auch immer, selbst schlanke Menschen, also Menschen ohne Übergewicht, können locker 800 µmol/l erreichen, durch das einfache essen einer fettreichen Mahlzeit. Mit anderen Worten, eine schlanke Person kann mit einer „low carb“ Mahlzeit (was ja derzeit super modern ist) die Gleiche Fettkonzentration im Blut erreichen, wie eine Übergewichtige Person sie hat. Dem Fett im Blut ist es ziemlich egal woher es kommt, entweder aus den überfüllten Fettzellen oder von einer fettreichen Mahlzeit.
Wissenschaftler injizierten Fett direkt in die Venen von Studienteilnehmern und konnten so mittels MRT-scan in Echtzeit nachweisen, wie sich das Fett in den Muskelzellen, innerhalb von Stunden festsetzte, begleitet von einer zunehmenden Insulinresistenz. Genau das Gleiche passiert, wenn Menschen eine fettreiche Mahlzeit verzehren.
In dem Dokumentarfilm „The Game Changers“ lässt Dr. Robert Vogel, 3 junge, athletisch schlanke, durchtrainierte American Football Spieler an einem Experiment teilnehmen. Zwei der Teilnehmer gab man am ersten Tag jeweils zwei Burritos mit Fleisch (einen mit Rindfleisch, der andere mit Hühnchenfleisch) essen, dem Dritten (er ernährte sich bereits rein pflanzlich) gab er zwei Burritos mit Bohnen und Avocado als Fettquelle. Alle drei Burritos hatten die gleiche Menge an Kalorien. Am darauf folgenden Tag erhielten alle drei Sportler den gleichen Bohnen-Avocado-Burrito, wie der eine Spieler am ersten Tag.
Nach jeder Mahlzeit wurde den Spielern Blut abgenommen und die Bestandteile mittels einer Zentrifuge separiert. Das Ergebnis beider Blutuntersuchungen sieht man in dem Bild.
Sehen Sie den Unterschied? In einem Reagenzglas ist die helle Flüssigkeit, das Serum, milchig - das ist das im Blut schwimmende Fett der fettreichen Mahlzeit. Im zweiten Reagenzglas ist das Serum klar, dass ist das Blut nach der Mahlzeit mit dem Bohnen-Avocado-Burrito.
Das Fett, welches im Serum schwimmt und es milchig erscheinen lässt, ist das Fett das zur Insulinresistenz führt.
Eine einzige, fettreiche Mahlzeit kann innerhalb der nächsten 6 Stunden, die Insulinsensitivität um die Hälfte sinken lassen, das bedeutet, die Insulinresistenz steigt in dieser Zeit, was wiederum bedeutet, dass Ihre Bauchspeicheldrüse „Überstunden“ macht, um mehr Insulin zu produzieren. Ja wenn schon, werden viele Leser nun vielleicht sagen, das geht doch auch wieder vorüber. Ja klar, jedoch konsumieren sehr viele Menschen nicht nur eine fettreiche Mahlzeit pro Tag. Es ist sogar so, dass der überwiegende Teil der Menschen dies zu jeder Mahlzeit am Tag, Tag für Tag für Tag tut… und so kann die Insulin- Resistenz auch Tag für Tag ein wenig mehr steigen, was dann zu einer Gewichtszunahme führt und mit den Jahren im Teufelskreis, Diabetes Mellitus Typ 2, möglicher Weise endet.
Was kann man im Vorfeld tun, um die Wirksamkeit des Insulins zu erhöhen, damit es nicht zu diesem Teufelskreis kommt?
Auch das haben Wissenschaftler untersucht.
Man kann Sport treiben, sowohl Ausdauersport als auch Kraftsport helfen, man kann versuchen sein Gewicht zu reduzieren und man kann natürlich weniger Fett essen. Aber ich will ehrlich sein, nicht alle Fette haben die gleichen Auswirkungen auf unseren Körper. Während einfach ungesättigte Fette, die in ganzen Nüssen, ganzen Oliven und ganzen Avocados konzentriert sind, eher entgiftet oder sicher weggeschlossen werden, produzieren gesättigte Fette, die in Fleisch, Milchprodukten, Junkfood, Palmöl, Schokolade und Kokosnüssen konzentriert sind jene toxischen Abbauprodukte die in unseren Muskelzellen dafür verantwortlich sind, dass diese eine immer größere Insulin-Resistenz entwickeln.
Wissenschaftler haben gezeigt, dass allein der Wechsel von tierischen Fetten, hin zu pflanzlichen Fetten (nicht raffinierten pflanzlichen Fetten) zu einer Verbesserung der Insulinsensitivität bei Studienteilnehmern geführt hat, ohne das die Quantität, also die Menge an Fett pro Mahlzeit, verändert wurde.
Wenn man dies im Hinterkopf behält, dann wird einem sofort auch klar, warum Menschen die sich rein pflanzen-basiert ernähren, in der Regel eine höhere Insulinsensitivität aufweisen. Forscher des Imperial College London haben die Mengen an Fett, die die Muskelzellen blockiert haben, zwischen Veganern und Omnivoren (Fleischessern) verglichen. Um den Veganer keinen Vorteil zu bieten haben sie für dieses Experiment genau so schlanke Omnivore genommen, wie sie Veganer fanden. Die Wissenschaftler wollten herausfinden, ob eine pflanzliche Ernährung einen direkten Vorteil hat, der über den einfachen, indirekten Fettabbau aus den Muskelzellen, was zur Gewichtsreduzierung beiträgt, hinausgeht. Die Wissenschaftler stellten fest, dass bei Veganern signifikant weniger Fett in deren Muskelzellen gespeichert wurde, was man mit einer geringeren Insulin-Resistenz und einer geringeren Insulinkonzentration übersetzen kann…
Letzte Frage:
Kann somit allein der Austausch von Fetten schon zur Verringerung des Gewichts beitragen?
Absolut!
Australische Wissenschaftler fanden heraus, dass sogar wenn man Menschen mit der gleichen Menge an Kalorien und der gleichen Menge an Fett - allerdings statt Fleisch und Butterfett gab man ihnen Oliven, Nüsse und Avocados zu essen - sie innerhalb eines einzigen Monats im Durchschnitt 3 kg mehr verloren hatten, als die Vergleichsgruppe.
Aber Vorsicht, man kann natürlich auch zu viel Pflanzenfett zu sich nehmen!
Bei einer fettreichen Mahlzeit scheint die Art des Fettes eine eher untergeordnete Rolle zu spielen. Lässt man Menschen ca. 125 ml Olivenöl (das ach so gesunde, tolle, extra gute Olivenöl - Sarkasmus aus) trinken, kann man kurzzeitig innerhalb von Stunden die Insulin-Resistenz verdreifachen…
Fazit:
Um das Risiko übergewichtig zu werden und/oder einen Diabetes Mellitus Typ 2 zu entwickeln so gering als möglich zu halten, rate ich, aus den oben gerade dargelegen Gründen, meinen Patienten bei Zeiten Ihre Ernährung zu überdenken und umzustellen.
Nur eine vollwertige, rein pflanzen-basierte, fettarme Ernährungsweise, drei Mal am Tag, 365 Tage im Jahr bietet den größtmöglichen Schutz vor Übergewicht und Diabetes Typ 2.
Bei einem Umstieg, weg von einer Ernährungsweise vorwiegend aus tierischen, fettreichen Nahrungsmitteln, hin zu einer vollwertigen, rein pflanzlichen, fettarmen Ernährungsweise geben Sie nichts an Lebensqualität auf - im Gegenteil - die meisten Menschen gewinnen, denn ihre Mahlzeiten werden abwechslungsreicher, bunter, wohlschmeckender. Sie haben in der Regel mehr Energie, sind insgesamt gesünder und vitaler.
Versuchen Sie es, ich helfe Ihnen gern dabei.